Zentrum für Seelische Gesundheit und Altersforschung entsteht im Dresdner Uniklinikum
Neubau vereint Medizin, Wissenschaft, Labordiagnostik und Mikrobiologie. Versorgung für gesunde Psyche und für gesunden Körper unter einem Dach möglich. Der Bau soll bis zum 3. Quartal 2025 bezugsfertig sein. Dafür investiert der Freistaat 95 Millionen Euro.
Mit dem Spatenstich für das Zentrum für Seelische Gesundheit startet das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden als Bauherr in die entscheidende Phase des Neubauvorhabens. In zentraler Lage nahe der Mittelachse des Campus entsteht ein Gebäude, das zukünftig neben dem Zentrum für Seelische Gesundheit, auch das Altersforschungszentrum, das Labordiagnostische Zentrum mit den Instituten für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin und dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie sowie die Early Clinical Trial Unit (ECTU) beherbergt. Damit investiert der Freistaat Sachsen 95 Millionen Euro in die weitere Modernisierung der Maximalversorgung am Uniklinikum. „Der Neubau bietet uns hervorragende Möglichkeiten, um die Patientenversorgung in verschiedenen Bereichen weiter ausbauen und deutlich verbessern zu können. Durch die enge Zusammenarbeit von Medizin, Wissenschaft, Labordiagnostik und Mikrobiologie können wir künftig schneller, individualisiert Therapien anbieten“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden.
Ministerpräsident Michael Kretschmer betont: „Das Uniklinikum Dresden steht für herausragende Leistungen in Forschung und Patientenversorgung. Es hat nicht zuletzt wegen seiner engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen exzellenten Ruf und ist als Impulsgeber wichtig für die medizinische Versorgung weit über Dresden hinaus. Mit dem nun entstehenden Zentrum schafft das Uniklinikum neue Möglichkeiten für medizinischen Fortschritt und innovative Ansätze zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Es ist deshalb gut und richtig, dass der Freistaat hier kräftig investiert.“ Bereits heute leiden in Deutschland viele, auch ältere Menschen unter psychischen Erkrankungen – mit beträchtlichen Folgen für die betroffenen Personen und ihre Familien, aber auch für Unternehmen und die Volkswirtschaft. Psychische Erkrankungen nehmen in ihrer Bedeutung erheblich zu. Dabei ist die Seelische Gesundheit eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und soziale Teilhabe. Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit sind weit verbreitet und reichen von leichten Einschränkungen des seelischen Wohlbefindens bis hin zu schweren psychischen Störungen. Sie gehen mit erheblichen individuellen und gesellschaftlichen Folgen einher und beeinflussen die körperliche Gesundheit und das Gesundheitsverhalten. Insbesondere affektive Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen, Schizophrenie und Demenzerkrankungen sowie psychosomatische Erkrankungen haben aufgrund ihrer weiten Verbreitung in der Bevölkerung eine große Relevanz. Am Universitätsklinikum Dresden entsteht deshalb in den kommenden Jahren ein moderner Neubau, in dem sich verschiedene Fachbereiche diesem Problem annehmen.
Erste Arbeiten für das neue Zentrum für Seelische Gesundheit haben bereits begonnen. Nun tritt das Uniklinikum mit dem offiziellen Spatenstich am 19. April in die entscheidende Phase des Neubauvorhabens. Die Bauplanung und Koordination hat erneut das klinikumseigene Bauherrenteam übernommen. Im Neubau entstehen 12.080 Quadratmeter Nutzfläche für die psychiatrischen und psychosomatischen Kliniken sowie die Altersmedizin. Integriert ist zudem eine interdisziplinäre akutgeriatrische Funktionseinheit. Die Anbindung des Neubaus über mehrere Geschosse an das bestehende Diagnostisch Internistisch Neurologische Zentrum DINZ (Haus 27, nördlich des Baufeldes) ermöglicht es, bereits bestehende Diagnostikeinrichtungen für die psychiatrische Klinik und vorhandene Ressourcen der Intensivmedizin im DINZ für die Early Clinical Trial Unit (ECTU) zu nutzen. Darüber hinaus wird der Neubau das Institut für klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (IKL) und die aktuell noch im Medizinisch-Theoretischen Zentrum untergebrachten diagnostischen Labore des Instituts für Mikrobiologie und Virologie aufnehmen. Beide Institute sind im Neubau auf einer Fläche von 2.760 Quadratmeter untergebracht. Die Planung sieht die Möglichkeit einer späteren zweigeschossigen Erweiterung des Neubaus zur Klinikumsmagistrale vor. Der Bau soll bis zum 3. Quartal 2025 bezugsfertig sein. Die Baukosten betragen 95 Millionen Euro.
Auch bei diesem Neubau auf dem Klinikumsgelände zahlt sich die enge Zusammenarbeit der Planer mit den künftigen Nutzern des Gebäudes aus. Beispiele für eine entsprechend angepasste Architektur gibt es einige. Damit die Patientinnen und Patienten des Zentrums Erholung und Ausgleich an der frischen Luft und im Grünen finden, haben die Architekten in ihrem Entwurf spezielle nach oben größer werdende Innenhöfe mit Terrassen vorgesehen. Denn eine große Parkanlage wie bei anderen psychiatrischen oder psychosomatischen Kliniken ist am hiesigen Standort nicht möglich. Dafür bietet der Neubau zusätzlich zwei Dachgärten und einzelne Loggien. Auf der geriatrischen Station werden Gänge und Flure so angelegt, dass keine Sackgassen entstehen. Das hilft den Patientinnen und Patienten mit Demenzerkrankungen bei der Orientierung. In den Fluren werden zudem an breiteren Stellen und an Türen Sitzmöglichkeiten eingeplant. Architektonisch besonders sind auch weitere bauliche Details. Die zweigeschossige Eingangshalle kann als Verbindungsweg von der Hauptachse bis zur Fiedlerstraße genutzt werden.
Insgesamt entstehen 84 Patientenzimmer. Vom Kellergeschoss, in dem sich auch die Tiefgarage mit über 50 Stellplätzen befindet, soll ein Versorgungstunnel bis zum Wirtschaftshof am DINZ führen. Dies läutet die Zukunft der Logistik am Uniklinikum ein. Künftig sollen schwere Lkw und Transportfahrzeuge nur noch bis zum Wirtschaftshof DINZ fahren. Ver- und Entsorgung des Neubaus erfolgt über kleinere, elektrobetriebene Fahrzeuge, die unterirdisch im Tunnel unterwegs sind.
Statements
Prof. Heinz Reichmann, Dekan der Medizinischen Fakultät der TU Dresden
„Das Zentrum für Seelische Gesundheit veranschaulicht in besonderer Weise den Charakter der Hochschulmedizin Dresden. Patientenversorgung und Forschung arbeiten Tür an Tür, nah beieinander. Der interdisziplinäre Austausch, der durch die räumliche Nähe erleichtert wird, ermöglicht einen schnellen Transfer der Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Patientenversorgung.“
Frank Ohi, Kaufmännischer Vorstand
„Mit dem Zentrum für Seelische Gesundheit realisiert das Universitätsklinikum Dresden erneut ein großartiges Neubauvorhaben in eigener Verantwortung. Wir sind dankbar, dass uns der Freistaat dabei unterstützt. Der Neubau im Herzen unseres Campus bietet viele neue Möglichkeiten und ist ein weiteres wichtiges Element, um in allen Fächern die beste und effizienteste Infrastruktur für die Spitzenmedizin bereitzuhalten. Davon profitieren auch alle Patienten.“
Prof. Michael Bauer, Sprecher des Zentrums für Seelische Gesundheit, Direktor Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
„Nach intensiver Vorbereitung und Mitarbeit an den Neubauplanungen ist dieser Tag für uns alle ein wichtiger Schritt. Er hat große Bedeutung für die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen in der ganzen Region. Der Neubau bietet uns genügend Raum für eine moderne Klinik für diese Patientinnen und Patienten. Das erleichtert die Behandlung und bietet neue Möglichkeiten der Therapie. Mehr Raum und mehr Vielfalt führen bei Patientinnen und Patienten mit psychischen Erkrankungen zur rascheren Genesung.“
Prof. Kerstin Weidner, Direktorin Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
„Schon immer legen wir großen Wert auf Qualität und individuelle therapeutische Angebote, die wir zusammen mit unseren Patientinnen und Patienten abstimmen. Dafür steht in unserer Klinik ein fachübergreifendes Team mit hohem Engagement und Kompetenz zur Verfügung. Die neuen Räume geben uns die Möglichkeit diesen Anspruch auch für neue Projekte mit Leben zu füllen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit auch mit den anderen Fachbereichen.“
Prof. Alexander Dalpke, Direktor Institut für Mikrobiologie und Virologie
„Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Mikrobiologie und Virologie in der modernen Patientenversorgung sind. Unsere Forschung geht einher mit der Arbeit der Medizinerinnen und Mediziner. Mit dem Labordiagnostischen Zentrum erhalten wir die Möglichkeit, eine noch modernere Mikrobiologie mit zukunftsweisender Automatisierung zu realisieren. Und wir rücken noch näher an das Universitätsklinikum heran – ein Schritt, der durch die Umgliederung der Institute Medizinische Mikrobiologie und Virologie (MIVI) sowie für Klinische Genetik von der Medizinischen Fakultät an das Uniklinikum Dresden bereits seit Anfang dieses Jahres vollzogen worden ist.“
Prof. Triantafyllos Chavakis, Direktor Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin
„Die Labordiagnostik ist sehr wichtiger Bestandteil der Universitätsmedizin. Labordiagnostik benötigt hohe Qualität, Standardisierung und Geschwindigkeit der Hochdurchsatzanalytik im 24-Stunden-Betrieb. In dem Neubau werden wir mit einer modernen Ausstattung inkl. Laborautomatisation die Hochdurchsatzanalytik weiterhin optimieren. Zudem können wir im neuen Labordiagnostischen Zentrum die Spezialanalytik optimieren. Die Spezialanalytik inklusive Integration moderner multiparametrischer Verfahren ist ein Eckpfeiler der künftigen personalisierten Medizin und Präzisionsmedizin.“
Prof. Lorenz Hofbauer, Leiter Universitäts Centrum für gesundes Altern
„Gesunder Körper und gesunder Geist gehören zusammen. Beides leidet unter dem Alterungsprozess. Die steigende Anzahl an älteren und alten Menschen in der Bevölkerung – besonders bei uns in Sachsen – macht uns allen bewusst, dass wir uns noch stärker um diese Menschen kümmern müssen. Ihre individuellen Probleme mit dem Altern aber auch die großen altersbedingten Krankheiten wie Demenz stellen uns vor neue Herausforderungen in der Medizin und der Patientenversorgung. Mit dem Zentrum für Seelische Gesundheit gehen wir diese aktiv an und sind für die kommenden Jahre gerüstet. Dass wir dabei unter einem Dach vereint sind, erleichtert den interdisziplinären Austausch zum Wohle der Patientinnen und Patienten.“
PD Dr. Martin Wermke, Leiter der Early Clinical Trial Unit (ECTU)
„Mit der ECTU engagieren wir uns an vorderster Front dafür, weitere Innovationen in der Onkologie voranzutreiben. Dank dieser Infrastruktur, die im Neubau über 14 Behandlungsplätze verfügen wird, bieten wir unseren Patienten einen frühzeitigen Zugang zu innovativen Wirkstoffen. Viele davon finden oft erst Jahre später ihren Eingang in die Routinebehandlung. Auch wenn es nur selten zu schweren Nebenwirkungen kommt, ist es ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass wir auch in ernsten Situationen kein Notfallteam rufen müssen, sondern der Intensivmediziner aus dem benachbarten Haus 27 über eine Brücke direkt zu uns kommen kann. Der Neubau wird die Spitzenposition der Dresdner Universitätsmedizin in der Entwicklung neuer Krebsmedikamente weiter ausbauen.“