Kliniken fordern milliardenschweren Klimaschutzfonds zum klimagerechten Umbau
Die neue Bundesregierung muss drei große Themenblöcke in der Krankenhauspolitik anpacken, um die Krankenhauslandschaft fit zu machen für die gewaltigen Herausforderungen, die vor uns liegen. Als Erstes muss der kalte Strukturwandel und das Wegbrechen wichtiger Versorgungsangebote beendet werden. Dafür brauchen wir einen wirksamen Inflationsausgleich, der die gestiegenen Personal- und Sachkosten abdeckt. Als Zweites muss die Krankenhausreform reformiert werden, um die politischen Ziele von Qualität und flächendeckender Versorgung auch tatsächlich zu erreichen. Und als Drittes müssen die Krankenhäuser modernisiert werden, um ihren Beitrag zum Klima- und Hitzeschutz leisten zu können.
Mindestens 31 Milliarden Euro sind nötig, um die deutschen Krankenhäuser in den kommenden Jahren klimaneutral umzugestalten. Das ist das Ergebnis eines Gutachtens des Institutes for Health Care Business (hcb) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). Mit 23,4 Milliarden Euro fällt der größte Teil dieser Summe für die Sanierung der Gebäudehülle an, zum Beispiel für Fassaden- und Dachdämmung. Mehr als die Hälfte davon – 12,7 Milliarden – ist für die Grundsanierung ohne spezielle Klimaschutzaspekte nötig.
„Der Investitionsbedarf der Krankenhäuser für den klimagerechten Umbau ist gewaltig. Zugleich sind aber auch die Chancen riesig. Das Gesundheitswesen gehört zu den energieintensivsten Bereichen der Gesellschaft. Pro Bett und Jahr benötigt ein Krankenhaus 7800 kWh Strom und mehr als 300 Liter Wasser täglich. Aufgrund dieses hohen Verbrauchs bieten das Gesundheitswesen und die Kliniken aber auch die Chance, sehr schnell hohe Einsparungen beim CO2-Ausstoß zu erreichen. Mit vielen eigenen Initiativen haben sich die Kliniken längst auf den Weg gemacht, Klimaneutralität zu erreichen. Aber ohne die entsprechenden Investitionsmittel ist eine wirksame Umgestaltung nicht möglich. Der hohe Bedarf für die Grundsanierung der Gebäude zeigt, wie stark die Krankenhäuser in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Investitionskosten vernachlässigt wurden. Statt ihrer gesetzlichen Pflicht nachzukommen, die Investitionskosten der Kliniken vollständig zu decken, haben die Länder nur rund die Hälfe der tatsächlichen Kosten getragen. Das Ergebnis dieser systematischen Unterfinanzierung sehen wir heute in Form von Häusern, die bereits einen milliardenschweren Investitionsbedarf für ihre Grundsanierung haben, bevor sie überhaupt den klimagerechten Umbau angehen können“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß.
Die DKG plädiert daher für einen Krankenhaus-Klimafonds mit einem Volumen von 31 Milliarden Euro und einem Förderzeitraum bis mindestens 2035.
„Gerade jetzt ergibt sich durch die Krankenhausreform und den damit verbundenen Umbau der Krankenhauslandschaft die einmalige Chance, auch die Klimaneutralität der Krankenhäuser voranzubringen. Doch dazu braucht es vernünftiges planerisches und strategisches Vorgehen. Deshalb muss bei allen Um- und Neubauten im Zuge der Krankenhausreform Klimaschutz mitgedacht werden. Neue Strukturen müssen nachhaltig geplant und umgesetzt werden. Es ist klar, dass noch höhere Kosten entstehen, wenn die notwendigen klimafreundlichen Maßnahmen erst nachträglich umgesetzt werden. Das Gutachten macht auch deutlich, dass für einen Teil der Grundinvestitionen tatsächlich Mittel des Transformationsfonds genutzt werden können. Es sieht die Möglichkeit, fast 7 Milliarden Euro aus dem Transformationsfonds dafür einzusetzen. Das ist eine Chance, die nicht vertan werden darf“, so Gaß.
„Wir müssen uns dem klimagerechten Umbau der Krankenhäuser stellen. Ein Klinikbett benötigt rechnerisch so viel Energie wie zwei durchschnittliche Einfamilienhäuser. Krankenhäuser sind damit Großverbraucher und können deshalb einen großen Beitrag zur CO2-Einsparung leisten. Das Einsparpotential ist riesig. Andererseits müssen wir die Kliniken selbst auf zunehmende Wetterextreme vorbereiten. Für die länger anhaltenden Hitzeperioden müssen wir sie mit einem wirksamen Hitzeschutz ausstatten. Ventilatoren und verdunkelnde Vorhänge, wie sie noch immer der Standard in den meisten Krankenhäusern sind, reichen nicht mehr aus. Die Politik hat die Krankenhäuser in dieser Frage bislang allein gelassen. Mehr als kleine Anpassungen waren den Kliniken aufgrund der ausbleibenden Investitionsmittel nicht möglich. Das muss sich dringend ändern, wenn wir den ohnehin schon riesigen Investitionsstau nicht noch weiter vergrößern wollen“, so DKG-Vorstand Gaß.
Quelle: Deutsche Krankenhausgesellschaft e. V.